Es ist ein Sonntagmorgen im Frühling. Die Strahlen der Sonne erwärmen die unter ihr liegende Landschaft. Der Himmel ist von einem ganz besonderen Azurblau, und die Luft duftet nach frisch geschnittenem Gras. Wir beschließen, an diesem Tag ein weiteres Stückchen der Emilia zu entdecken. Noch wissen wir nicht, welches unser Ziel sein wird, welcher der Ort, den wir erreichen, doch wir wollen die Reise ganz auskosten, wobei wir uns von unserem Instinkt leiten lassen.
Das Herumvagabundieren ist das Gefühl, das heute am besten zu passt und das uns dazu führt, ein kleines Dorf im Hinterland von Parma zu entdecken: den Geburtsort von Giuseppe Verdi. Wir sind in Roncole di Busseto, fast unerwartet. Wie viele von euch kennen diesen Ort? Ohne seinen Bezug zum großen Maestro Giuseppe Verdi wäre er uns unbekannt, und wir haben ihn nie vorher besucht. Roncole Verdi ist ein Dörfchen im Hinterland von Parma, wenige Kilometer von der Autobahn-Ausfahrt (A1) Fidenza entfernt.
Es gibt Orte, die eine besondere Faszination ausüben und die uns an Gefühle und Seelenzustände erinnern, die zu unseren Wurzeln gehören. Wir schauen uns um und sehen, dass sich alles in diesem kurzem Stück Straße abspielt, wo sich das Geburtshaus von Giuseppe Verdi befindet.
Verdis Geburtshaus kommt uns wie ein einfacher ländlicher Bau vor, außen perfekt verputzt und mit gut sichtbaren baulichen und dekorativen Details. Sein Geburtsdatum ist auf der Hauptfassade des Hauses eingemeißelt, während sich auf der linken Seite ein alter Brunnen befindet und davor ein kleiner Hof, wo die Büste des großen Komponisten steht. Das Haus wurde im 18. Jahrhundert errichtet und an die Familie Verdi vermietet, die eine Osteria verwaltete, zu der dann ein Lebensmittelgeschäft, eine Poststation, ein Weinkeller und ein Gasthaus hinzukamen.
Hier atmet man die Liebe zur Musik eines der größten Komponisten ein, der je gelebt hat. Wir treten ein, um das Haus zu besichtigen. Wir sind wirklich neugierig zu erfahren, wie man in jenen Jahren lebte und wie der große Meister seine Kindheit verbracht hat.
Wir werden von einem Mitarbeiter empfangen, der uns einen iPad überreicht. Ja wirklich, hier verbindet sich die Tradition mit der Technologie. Auch die Besichtigung ist virtuell, dank eines Simulationsprogramms können wir anhand von Bildern, Tönen und Dialogen die Geschichte von Giuseppe Verdi wiedererleben, an dem Ort, wo sie begann: am 10. Oktober 1813. Die multimediale Erzählung wird der Stimme eines Kindes anvertraut, dem jungen Verdi.
Ein Raum folgt auf den nächsten. Wir folgen dem Weg, der uns vom iPad vorgeschlagen wird, und wir sind mit unseren Gedanken in jenen Jahren. Es lohnt sich auf jeden Fall, in den unterschiedlichen Szenen dieser Geschichte zu verweilen, wobei unsere Phantasie das Leben Verdis bildlich wie auf Fotos wieder erschafft. Die Osteria, das Geschäft von Carlo Verdi, das Schlafzimmer, das Arbeitszimmer mit den Rechnungsbüchern und das Spinett des Meisters.
Gut 200 Jahre trennen uns von dem Datum, das auf der Außenwand eingraviert ist, und so viele Dinge haben sich natürlich verändert. Aber es ist so, als wenn es eine unsichtbare Brücke gäbe, die die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet. Nach Roncole zu fahren und das Geburtshaus von Giuseppe Verdi zu besichtigen, ist wie eine Zeitreise. Ein Ort, der sein Gesicht verändert hat, aber in der Veränderung seinen Ruhm zu wahren gewusst hat.